Bei einer Skitour wird der Berg mit Tourenski und Steigfellen mittels eigener Muskelkraft erklommen. Auf eine Benutzung von Skiliften wird verzichtet. Die Abhängigkeit von einer Lift- bzw. Pisteninfrastruktur fällt beim Skitourengehen in den meisten Fällen weg. Skitourengeher suchen das Naturerlebnis abseits des Massen-Skitourismus und präparierten Pisten in ruhiger Umgebung und unverspurten Tiefschneehängen.
Skitourengehen hat sich von einer alpinen Randsportart zum regelrechten Trend entwickelt. Entstanden ist das Skitourengehen oder Skibergsteigen Ende des 19. Jahrhunderts. Damals gab es noch keine Skilifte. Die Zuwachsraten in den letzten Jahren sind enorm. Gerade während der Corona-Pandemie ist die Anzahl der Skitouren-Fans noch einmal angestiegen. Gründe dafür gibt es einige. Viele Skigebieten waren anfangs geschlossen oder vielen Skibegeisterten war das enge Anstehen, wegen der Ansteckungsgefahr, zu riskant.
Voraussetzungen für eine gelungene Skitour
- Ausreichend Kraft, Kondition und gutes skifahrerisches Können abseits der Pisten
- Routinierter Umgang mit der Lawinenausrüstung
- Kenntnis über den aktuellen Lawinenlagebericht sowie Schnee- und Wetterbedingungen
- Einschätzung der Topografie, Hanglage und Hangbeschaffenheit der geplanten Tour
- Skitouren-Vorlieben entsprechende Ausrüstung
- Tourenski mit Tourenbindung, Tourenskischuhe, Skifelle, Harscheisen und Tourenstöcke
- Tourenrucksack, am besten ein ABS-Rucksack, ab etwa 20 Liter Packvolumen
- Lawinenausrüstung (LVS-Gerät, Lawinensonde und -schaufel)
- Funktionelle Skitourenbekleidung plus Kopfbedeckung für Aufstieg und Abfahrt
- Erste-Hilfe-Paket und Rettungsdecke
- Geeignetes Essen und Trinken zum Auffüllen der Energiereserven
Diese Auflistung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Je nach Wetter, Jahreszeit, Tourenart oder -umfang sind weitere Ausrüstungsgegenstände notwendig. Seht die Liste als Gründgerüst für eine Skitour.
Wie funktioniert Skitourengehen?
Beim Skitourengehen wird der Tourenski in einer Geh-Gleit-Bewegung nach vorne geschoben ohne den Ski dabei anzuheben. Die meisten Tourenbindung haben eine zusätzliche Steighilfe, um den Fußwinkel der Hangneigung anpassen zu können. Damit das Gehen flüssig und ökonomisch ist, sollte die Schrittlänge möglichst groß sein.
Für den Aufstieg werden unter den Tourenski auf den Skibelag Skifelle aufgeklebt. Die Skifelle verhindern ein Zurückrutschen der Tourenski bei Belastung. Dadurch kannst Du dich nach vorne abdrücken. Harscheisen brauchst Du für sehr festen oder vereisten Schnee. Die krallenähnliche Bindungseinsätze erhöhen den Grip. Tourenski sind etwas kürzer als Alpinski. Dadurch auch leichter. Durch die spezielle Tourenbindung ist der Aufstieg möglich. Es gibt Pin-Bindungen, Rahmenbindung und Hybrid-Bindungen. Die Pin-Bindung ist mittlerweile am meisten verbreitet, da am leichtesten und den besten Drehpunkt.
Der Tourenskischuh ist im Aufstieg nur im Vorderbacken fixiert und die Ferse ist frei. Bei der Rahmenbindung ist der Skischuh im Vorder- und Hinterbacken auf einem Rahmen fixiert. Der Rahmen ist beim Aufstieg an der Ferse gelöst und wird angehoben. Tourenskischuhe sind leichter und flexibler als Alpinskischuhe und haben einen Gehmechanismus. Für die Abfahrt wird der Gehmechanismus und die Ferse oder Rahmen fixiert.
Skitouren Ausrüstung
Welches sind die besten Tourenski?
Es gibt nicht DEN besten Tourenski. Nur den am besten geeigneten Tourenski für Dich. Um diesen zu finden, musst Du dir vor dem Kauf ein paar Gedanken machen, welcher Skitourentyp DU bist. Die Auswahl der Ski wird von Deinen Tourengewohnheiten bestimmt. Zuerst stellt sich die Frage, ob Du ein aufstiegs- oder abfahrtsorientierter Skitourengeher bist. Oder aber, Dir bereitet beides gleichmaßen viel Spaß. Der Allrounder. Bei den Gewichtsfetischisten und Wettkampf-Tourengeher liegt der Fokus auf dem Aufstieg und möglichst wenig Gewicht. Abschließend gibt es noch die Freerider. Sie sind auf der Suche nach den besten Tiefschneehängen. Für jeden der genannten Tourentypen gibt es den passenden Tourenski.
Wie breit und schwer sind Tourenski?
Tourentyp | Skibreite (mm) | Skigewicht (g) |
Wettkämpfer | ca. 65 | 650-800 |
Aufstiegsorientiert | 72-82 | 800-1100 |
Allrounder | 82-85 | 1200-1400 |
Abfahrtsorientiert/ Freerider | ab 95 bis über 110 | 1300-1600 |
Was ist die beste Tourenbindung?
Auch hier kommt es wieder auf den Schwerpunkt der Anwendung an. Es gibt Pin-, Rahmen- und Hybrid-Bindungen. Bei der Pin- und Hybrid Bindung ist der Tourenskischuh bei Aufstieg nur im Vorderbacken fixiert und die Ferse ist frei. Hingegen ist bei Rahmenbindungen der Skischuh auf einem Rahmen im Vorder- und Hinterbacken fixiert. Beim Aufstieg ist der Rahmen hinten gelöst. Das gesamte Bindungssystem muss bei jedem Schritt angehoben werden.
Über 70% der Tourengeher setzen heute auf Pin-Bindungen. Erfunden in den 80er Jahren, um hauptsächlich für den Aufstieg Gewicht zu sparen. Mittlerweile ist dieses Tourenbindungssystem technisch so perfektioniert und weiterentwickelt, dass es auch sehr gute abfahrtsorientierte Pin-Bindungen mit hohem Z-Wert gibt. Der Vorteil einer Pin-Bindung ist das Gewicht und der bessere Drehpunkt gegenüber der Rahmenbindung.
Für gelegentliche Skitouren, Anfänger und eine gute Abfahrtsperformance sind Rahmenbindungen eine hervorragende Wahl. Besonders der Einstieg in die Rahmenbindung ist komfortabel. Wie bei einer Alpinbindung. Ein Vorteil im Tiefschnee. Da der Skischuh gegenüber einer Pin-Bindung kompakter im Bindungssystem der Rahmenbindung fixiert ist, wird die Kraft direkter auf den Ski übertragen. Im Falle eines Sturzes gewährleistet dieser Bindungstyp ein besonders sicheres Auslösen.
Was sind die besten Tourenskischuhe?
Dem Tourenskischuh sollte die größte Aufmerksamkeit bei der Auswahl der Skitouren-Ausrüstung zukommen. Wenn er nicht perfekt passt, kann die Skitour zur Hölle werden. Auch Tourenskischuhe lassen sich in die Kategorien Allmountain, Aufstiegsorientiert und Abfahrtsorientiert einteilen.
Die Tourenskischuh-Wahl ist abhängig von deinem skifahrerischen Können und der hauptsächlichen Skitourenart. Aufgrund dieser Faktoren gilt es den passenden Tourenskischuh mit der richtigen Mischung aus Gewicht und Steifigkeit zu finden. Ohne eine qualifizierte Beratung und umfangreiche Anprobe verschiedener Modelle ist das fast nicht möglich. Achte bei der Anprobe besonders auf die typischen Problemzonen Knöchel, Schienbein, Rist und Zehenbereich. Der spezialisierte Fachhandel hat zusätzliche technische Möglichkeiten, die Skischuhschale oder den Innenschuh individuell anzupassen.
Entscheidungskriterien für den geeigneten Tourenskischuh
Flex-Wert¹ | Steifigkeit des Skischuhschafts |
Schaftrotation | maximalen Neigung des Schuhschafts beim Gehen |
Vorlagewinkel | Schaftneigung nach vorne bei der Abfahrt |
Anzahl der Schnallen² | Entscheidet über Schuhgewicht und -performance |
Innenschuh | sollte thermoverformbar sein |
Konstruktionsart | für Pin- oder Rahmenbindung? |
¹ Hoher Flex-Wert = Hohe Steifigkeit des Skischuhschafts, Niedriger Flex-Wert = Weicherer Skischuhschaft.
² Wenige Schnallen = aufstiegsorientiert, mehr Schnallen = abfahrtsorientiert.